Weine sind ein Sinnbild der Synthese von harter körperlicher Arbeit, feinsinniger Sensibilität für Geschmacksnuancen, Begeisterung für Natur, Biologie und Geologie sowie an Besessenheit grenzender Liebe zur Perfektionierung eines Genuss-Produktes, das Ganze oft eingebettet in philosophische Gedanken und traditionsbewusste Werteorientierung. 

Die Weinqualität wird ganz wesentlich beeinflusst durch die Weinberglage, wozu Faktoren wie Breitengrad, Bodenstruktur (Bodenfauna, -aufbau und -drainage), Details der Landschaftsform (z.B. Hangneigung, Vorhandensein von Biotopen für ein ökologisches Gleichgewicht), Windverhältnisse und Niederschläge sowie Wetterbedingungen zur Erntezeit zählen. À propos: die Auswahl des Tages für den Beginn der Weinlese gehört zu den größten Entscheidungen im Jahreszyklus eines Weinguts. Mit dem Wort "Lage" wird der Weinberg tituliert, dessen Name und Flächen-Umgrenzung gesetzlich erfasst und geschützt sind. Die Bezeichnungen variieren von Land zu Land. In Österreich werden Lagen bisweilen Riede genannt, im französischen Burgund Climats oder Clos. Im Bordelais rund um Bordeaux sind die Lagen-Namen identisch mit den zugehörigen Châteaux. In Frankreich wird den besten, großen Lagen die Prädikatsbezeichnung "Grand Cru" verliehen und auch in deutschsprachigen Weinbaugebieten setzt sich dieses Gütesiegel zunehmend durch. Die Namen der deutschen Einzellagen müssen übrigens immer zusammen mit den Ortsnamen angegeben werden (zum Beispiel in Deutschland Bernkasteler Doctor, Brauneberger Juffer, Bremmer Calmont, Neefer Frauenberg, Ürziger Würzgarten und Wehlener Sonnenuhr an der Mosel, Ayler Kupp an der Saar, Kaseler Nies'chen an der Ruwer, Lorcher Kapellenberg und Rüdesheimer Rosengarten am Rhein, Traiser Bastei an der Nahe, Niersteiner Ölberg in Rheinhessen, Deidesheimer Paradiesgarten in der Pfalz, Achkarrer Schlossberg in Baden, Stettener Mönchberg in Württemberg, Naumburger Steinmeister an der Saale, Freyburger Edelacker an der Unstrut oder Escherndorfer Lump und Würzburger Stein in Mainfranken ... und selbst im hohen Norden wird gelegentlich Wein angebaut, so etwa am Hamburger Stintfang, was vor dem Hintergrund der Klimaerwärmung sicherlich noch weitere Verbreitung finden wird, wenngleich mit dieser Anmerkung die ansonsten katastrophalen Folgen des Klimawandels keineswegs verharmlost werden sollen). Ausnahmen von der üblichen Ortsnamen-Lagennamen-Verknüpfung bilden - aus Respekt vor historisch gewachsenen Traditionen - fünf deutsche Lagen, bei denen der Ort ausgespart werden darf: Schloss Johannisberg, Schloss Vollrads, Schloss Reichartshausen und der Steinberger im Rheingau sowie der Scharzhofberger an der Mosel. 

Unter der "Appellation" versteht man in Frankreich die offizielle Herkunftsangabe des Weins. Sie ist der wichtigste Qualitätsindikator auf dem Weinetikett. Je kleiner eine Appellation ist, desto edler sind die Tropfen, die aus ihr gewonnen werden. Das ganze Potenzial einer Rebsorte kann vollumfänglich nur an optimalen Standorten unter idealen klimatischen Bedingungen und bei höchster Kunstfertigkeit der Spitzen-Winzer*innen ausgeschöpft werden. All diese Aspekte zusammen bilden das sogenannte "Terroir" eines Weins, die Persönlichkeit eines Weinbergs, die im Wein zum Ausdruck kommt. Beispiele für renommierte französische Orts-Appellationen sind Puligny-Montrachet, Pommard, Meursault und Beaune (der Region Bourgogne / Burgund und innerhalb der Gebiets-Appellation Côte de Beaune-Villages; z.B. Domaine de Montille - Château de Puligny-Montrachet) oder die Orte Pauillac und Saint-Julien sowie das Dorf Margaux (auf der berühmten Médoc-Halbinsel im großen Weinbaugebiet Bordelais rund um Bordeaux; z.B. Château Margaux; im Médoc-Gebiet fördern auf dem linken Ufer der Garonne und Gironde warme, trockene Kiesböden die Reife, was sich als ideal für die Rebsorte Cabernet Sauvignon erweist, während auf dem rechten Ufer der soeben genannten Flüsse kühle, feuchte Tonböden die Reife hemmen, was besser für Merlot geeignet ist, so etwa in der Appellation Pomerol mit dem legendären Château Pétrus). In Südfrankreich zählen die begehrten Orts-Appellationen Gigondas und Vacqueyras zum Weinbaugebiet Côtes du Rhône-Villages. 

Auch innerhalb eines Weinbergs gibt es Güte-Stufen. Exemplarisch sei hier die Côte d'Or (Goldener Hang) im Burgund genannt mit den besten Weinbergslagen für Pinot Noir, den Grands Crus, in der Mitte des Hanges, eingefasst von den guten Lagen der Gemeinde-Appellation und den besseren Premiers Crus. Stichwort "Grands Crus": Diese Prädikatsbezeichnung ist in der Regel mit einer ausgesucht besten Lage verbunden (die Grand-Cru-Lage Clos de Vougeot im Burgund beispielsweise teilen sich ca. 80 Weingüter), nur im Weinbaugebiet Bordeaux wird der Begriff "Grands Crus" mit den Weingütern / Châteaux assoziiert und gemäß dieser über 150-jährigen Traditionslinie aufrechterhalten, was den unterschiedlich eingestuften Gütern signifikante finanzielle Vor- und Nachteile verschafft. Das kann durchaus problematisiert werden, da Besitzer*innen und Varianten der Weinbereitung ja eher Qualitätsschwankungen mit sich bringen können als die insgesamt beständigen Eigenschaften des Terroir im Bordelais, in dem mikroklimatische Einflüsse oder gravierende Unterschiede der Bodentypen angesichts der weiläufigen Landschaft weniger stark auftreten. Auch hier liefern Arbeitsweise, moderne Kellerwirtschaft, Intuition und Engagement der Winzer*innen einen entscheidenen Beitrag, um dem Weinberg den ganzen in ihm schlummernden Zauber zu entlocken. 

"Grands Crus" steht also für sehr gute, große Qualitäts-Weine mit Prädikat der Spitzenweingüter aus den besten Lagen und Terroirs Frankreichs. Das entspricht am ehesten den deutschen Klassifikationsbegriffen "Große Gewächse" und "Große Lagen" für die absolute Spitze der Qualitäts-Pyramide. Nur Prädikats-Weingüter schaffen es in diese Top-Sphäre. Lage, Lage, Lage gilt also auch im Weinbau und GRANDS CRUS, GROßE LAGEN werden in Frankreich und anderswo großgeschrieben. Es handelt sich dabei um feine, oft kleine Weinbergs-Parzellen, in denen Winzerinnen und Winzer außergewöhnliche Weine kultivieren, idealerweise auf nachhaltige, naturnahe und ethische Art und Weise, die der Gesundheit des Menschen zuträglich ist, die Mikroorganismen des Bodens bewahrt, diesen und die Rebstöcke vor Auslaugung schützt und am besten dazu geeignet ist die Typizität des Terroirs im Wein zur Geltung zu bringen, besonders konsequent bei sogenannten ökologischen Naturweinen / Vins Naturels, die möglichst ohne Zusätze und ohne aufwändige önologische Verfahren produziert werden und auch eine Antwort sein sollen auf die Herausforderungen in Zeiten des Klimawandels. Der Begriff "handverlesen" ist im Hinblick auf Spitzen-Winzer*innen und ihre Grands Crus auch insofern adäquat, da die Trauben tatsächlich oft noch sehr schonend von Hand verlesen werden, besonders in Steillagen sowie bei Beerenauslese, Trockenbeerenauslese und Eiswein, Raritäten aus dem Spitzen-Segment der wunderbaren Weinwelt und auch die so arbeitenden Winzer*innen stellen aufgrund ihrer Arbeitshaltung verdientermaßen eine Art von Auslese dar. 

Obschon die Jahrgänge der Weine vergänglich sind, sind sie doch auch durchzogen von einer Ahnung der Ewigkeit. Trends, Moden und Marken kommen und gehen, neue Technologien werden als Triumphe der Moderne gefeiert und sind dann schneller als gedacht wieder Oldtimer. Wenn wir jedoch in einer der großen Weinbergslagen stehen, ist es gut möglich, dass dort schon kurz nach Beginn unserer Zeitrechnung, vor Hunderten oder gar Tausenden von Jahren Wein angebaut wurde. Die Ursprünge des Weinbaus im Bordelais beispielsweise bezeugte der römische Dichter Ausonius (310-394 n. Chr.) aus Bordeaux. Seinen literarischen Dokumenten kann deshalb Glauben geschenkt werden, weil es sein eigenes Weingut von 25 Hektar Größe war, über dessen Bewirtschaftung er berichtete. Heute erinnert der Name von Chäteau Ausone, dem 1er Grand Cru Classé A aus St.-Émilion, an den Schriftsteller und Weinbau-Chronisten.  Ein dort oder anderswo thronendes Château existiert, einer Zeitmaschine gleich, schon seit Dutzenden von Generationen und wird wohl auch in der fernen Zukunft noch auf die Landschaft blicken und seinen alten Namen mit berechtigtem Stolz tragen. 

Mit Rebstöcken verhält es sich wie mit der Lebenserfahrung: Alte Reben wurzeln tiefer, können die Mineralität des Bodens und Gesteins besser in die Trauben strömen lassen und sind mit ihrem tiefgründigen Wurzelsystem resistenter gegenüber schwierigen Zeiten, finden auch in langen Trockenphasen noch Wasserschätze, mussten sich diese Fähigkeiten über viele Jahrzehnte erarbeiten. So bilden auch die Ge-schichten unseres Lebens, mit Gesteinsschichten verwandt, den Wurzelgrund unserer Biografie und Psyche, eine innere Heimat. Je tiefer eine Rebe wurzeln muss, um Wasser zu bekommen, desto besser wird die Frucht. Der Winzer Fritz Keller (Weingut Franz Keller) vom Kaiserstuhl in Baden sagte dazu mal in einem Film: "Alles, was man geschenkt kriegt, da wird man faul, und wenn man sich darum bemühen muss, wie beim Sport, da muss man kämpfen um die Nahrung und man darf auch nicht zu viel Nahrung kriegen, wenn man zu viel Nahrung kriegt, dann wird man zu träge, und deshalb muss es einfach stimmen und wenn man sich bewegt, um Nahrung zu finden, so wie es unsere Urmenschen gemacht haben, dann bleibt man auch gesund und dann kommt auch was Gescheites dabei raus und genauso ist ein Wein eine Persönlichkeit und diese Persönlichkeit weiß dann zu schätzen, warum sie diese wunderbaren Nährstoffe bekommen hat." Eine über 80 oder mehr Jahre gewachsene Rebe ist ein kostbares Erbe, das es in Ehren zu halten und achtsam zu bewahren gilt. 

Die Faszination und einzigartige Wertigkeit des Weins liegt auch in der natürlichen Mengenbegrenzung, in der Nichtreproduzierbarkeit jedes Jahrgangs, in dem sich Glück und Können miteinander vermählen, so wie das allgemein für unser Leben gilt, das eben auch durch die Endlichkeit und nur partielle Kontrollierbarkeit an Würze gewinnt. Ganz besonders manifestiert sich dieses Grundprinzip im Qualitätswein, der sich gegenüber dem Massenwein auszeichnet durch Ertragsreduzierung für bessere Aromen (die Weinreben können sich tatsächlich mehr der einzelnen Traube widmen, wenn sie nicht überreich behangen sind), Vermeidung von Chemikalien, bestenfalls im Rahmen von Bioweinbau sowie durch viel sensible Handarbeit, die vor allem in kargen Steillagen oft zu feinen Top-Weinen führt, die durch Alterung sogar noch besser werden und ihre optimale Reife erzielen. 

Weitere Beispiele für die erstklassigen, sehr nachgefragten und dementsprechend eher hochpreisigen Lagenweine (bisheriger Rekord: 304.000 US$ für einen 1947er Château Cheval Blanc Premier Grand Cru Classé aus Saint-Émilion, Bordeaux) mit dem Gütesiegel Grands Crus sind Chablis, Châteauneuf-du-Pape, Tavel, Côte Rotie und Hermitage. Im Burgund sind besonders hervorzuheben: Clos de Vougeot, Chambertin, Musigny, Richebourg, La Romanée, Romanée-Conti, Romanée-Saint-Vivant, Echezeaux (klingt ja beinahe wie Châteaux ;-), Grands-Echezeaux, La Tâche, Corton, Corton-Charlemagne und Montrachet. Zu den kleinsten Grands Crus an der Rhône zählt Château-Grillet im Gebiet Condrieu. Rund um Bordeaux spielen in der obersten Grands Crus - Liga zum Beispiel mit: Saint-Émilion, Château Lafite-Rothschild, das bereits erwähnte Château Margaux, Château Latour, Château Haut-Brion und Château Mouton-Rothschild. Besondere Aufmerksamkeit verdienen in diesem Umkreis auch die oft goldgelben Grands Crus de Sauternes mit dem prestigeträchtigen Flaggschiff Château d'Yquem. Das kalte Quellwasser des durch Sauternes fließenden kleinen Ciron strömt in die wärmere Garonne, was im Herbst Nebelbildung mit sich bringt und damit beste Möglichkeiten für den Edelfäule-Pilz Botrytis cinerea zur Erhöhung des Zuckergehalts der Weintrauben. Ein Pendant aus Deutschland ist etwa die Grand Cru Scharzhofberger Riesling Trockenbeerenauslese aus Wiltingen an der Saar (zum Beispiel von den Prädikats-Weingütern Müller oder Van Volxem; die 2003er Scharzhofberger Riesling Trockenbeerenauslese von Egon Müller aus Wiltingen an der Saar, gereift in einem Rekordsommer-Jahr, erzielte übrigens den höchsten Preis, der je für ein Versteigerungslos junger deutscher Weine erreicht wurde. Der historische Hammerschlag erfolgte bei 12.000 Euro netto für jede der 22 versteigerten Flaschen). Reisen wir in Frankreich von Sauternes nun wieder nordwärts, gelangen wir in der Nähe von Paris in ein Weinbaugebiet, das an sich schon Synonym ist für Spitzenqualität: Champagne ... und selbst hier führt die Grand Cru - Klassifikation noch zur Herausbildung eines obersten Segmentes der Finesse mit klingenden Namen wie Ambonnay, Avize, Aÿ, Beaumont-sur-Vesle, Bouzy, Chouilly, Cramant, Le Mesnil-sur-Oger, Oger, Verzenay und Verzy. In südöstlicher Richtung, auf dem Weg in Richtung Deutschland, lockt schließlich noch das Elsass mit delikaten Grands Crus wie Schlossberg, Rangen und Kastelberg, vis-à-vis der klimatisch begünstigten badischen Weinberge auf Vulkan- und Kalkböden rund um den Kaiserstuhl, der über die Burgundische Pforte und alle Grenzen hinweg mit den Luftströmungen aus Frankreich verbunden ist.